11.2.09

Artikel über Niall Ferguson 'KRISEN - Weltgeschichte des Geldes'

Nach und während der Lektüre von Artikeln in denen sehr fähige Journalisten die Meinung von be­rühmten und einfluss­­reichen Menschen dar­stellen, frage ich mich immer wieder in welchem Mass dies un­wider­­sprochen und un­er­gänzt geschehen muss bzw. soll. Besteht nicht die Gefahr, dass die Meinungs­­bil­dung in unserer Demo­kra­tie negativ be­ein­­flusst wird?

In diesem konkreten Fall frage ich mich beispielsweise wie ein Wissen­­schaf­tler, der es besser wissen müsste, behaupten kann, man habe die heutige Welt­finanz­­krise nicht voraus­sehen können bzw. voraus­­gesehen. Sie schreiben ja nicht, dass er gesagt habe man habe den Zeitpunkt nicht voraus­sehen können, sondern - verstehe ich Sie richtig? - er be­haup­tet allen ernstes, dass man nicht voraus­gesehen habe dass sie irgendwann in irgend einer Form aus­brechen werde! Das obwohl er selbst klar die Instabi­lität des Systems mit den Zahlen beschreibt, die Sie im Abschnitt über das schwindel­­erregende Miss­­verhäl­tnis zwischen Finanz­wirt­­schaft und Real­wirt­schaft erwähnen. Zudem hat er ja gerade ein Buch ge­schrie­ben das die immer wieder auf­tret­en­den Finanz­krisen be­schreibt. Trotzdem behauptet er, er selbst - und die gesamte auf diesem Gebiet ernst­zu­nehmende Wissen­schaft - habe sie nicht kommen sehen. Wie erklären Sie sich diesen Wider­spruch? Welche apole­ge­tische Richtung könnte dahinter stecken? Liegt Ver­blen­dung, Be­triebs­blind­heit seiner Universi­tät, Dummheit oder taktische Absicht vor? Ist er eher einer politischen Richtung als der Wissen­schaft ver­pflichtet?

Es gibt im Wirtschafts­journa­lismus in der Schweiz die Tendenz zu über­sehen, dass die über­höhten Gewinne der Finanz­wirt­schaft und der Besitzenden die Real­wirt­schaft und die aktive Mittelschicht aus­saugen - und die arme Mehrheit auf der ganzen Welt extrem brutal aus­saugen. Das gilt genau gleich ob gerade Boom oder Krise herrscht. So lange das Miss­verhältnis zwischen Finanz­wirt­schaft und Real­wirt­schaft welt­weit anhält, wird Aus­beutung und Instabi­lität die haupt­säch­liche Rea­lität des Wirt­schafts­­systems bleiben. Das Aus­blenden dieser ein­leuchtenden Tatsache erachte ich als die für unsere Demokratie gefähr­lichste 'Betriebs­blindheit' im schweizer Journalismus.
Hier mein Vorschlag einer superkurzen wissen­schaft­lichen Grund­regel: Der gesamte Kapital­gewinn und der gesamte Verdienst der Finanz­branche sollten zusammen in einer gesunden Wirt­schaft nicht mehr als 15% der gesamten Lohn­summe der Real­­wirt­schaft betragen.
Beleuchtende Kommentare: Wenn man die Alters­vor­sorge über Kapital­gewinne mit­finanziert, erhöht sich der Prozentsatz - Ausbeu­tungs­tendenz und Risiko steigen. Regionale Unterschiede sind an sich kein Problem - nur ist die Abhängig­keit einer Region von einer derzeit extrem über­be­wer­teten Branche ein Risiko für die Region - sie riskiert erpress­barkeit.

Die Schweiz scheint nicht mehr die Fähigkeit zu haben dieser Realität in die Augen zu sehen. (mM) Wir befinden uns im Blindflug ohne Autopilot - ist es da noch von Vorteil viel Benzin (Geld) in den Tanks (Banken) zu haben? Wir werden sehen.
Richtig: Diese Fortsetzung war pathetisch, vereinfachend, un­professio­nell. Nur: Wäre es nicht sehr wichtig gemeinsam, demo­kratisch und wissen­schaft­lich am Aufbau einer gesunden (Welt-)Wirtschaft zu arbeiten? Kann man sie weiter­hin neo­liberal-kapita­listischen Blendern überlassen? Ich meine die Schweiz hätte Potenzial und Fähigkeiten sich am Aufbau einer neuen, gerechten Welt­wirt­schafts­ord­nung über­pro­portio­nal oder sogar massgeblich zu beteiligen. Nur: Ist sie gut genug informiert? Hat sie den Mut das Bisherige in Frage zu stellen? Hat sie den Mut eine neue Form der Wirt­schafts­wissen­schaft aufzubauen die am Projekt gerechte, nach­haltige, stabile Finanz­ordung arbeitet?
Viel haben wir Schweizer auf diesem Gebiet noch nicht geleistet - die Chance diese schöne Rolle zu über­nehmen hätten wir schon, denke ich. Aber: Werden Einzelne die es versuchen nicht zu oft öffentlich zur Schnecke gemacht? Machen sie der Mehrheit Angst?

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