8.10.08

Profiteur der Krise ?

Warren Buffett, der reichste Mann der Welt, könnte zum grössten Profiteur der Krise werden.
Politisch liegt für ihn die Zukunft bei Barack Obama, den er aktiv berät und unterstützt. Seine wesentliche Empfehlung an den demokratischen Kandidaten: die Steuern bei den Reichen anheben und das Geld an den Mittelstand verteilen, damit es umgehend wieder in die Wirtschaft zurückfliesst.
Also doch nicht einer der gewöhnlichen Profitoptimierer?
Quelle: siehe Kommentare

3 Kommentare:

  1. Wohl eher einfach jemand der es sich leisten kann eine etwas längerfristigere - und deshalb um so sicherere Profitoptimierung zu betreiben.

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  2. Er sagt ja auch:
    «Es ist doch verrückt, dass ich die tiefsten Steuern in meinen Leben zahle», sagt der reichste Mann der Welt, «und 24 Millionen Haushalte müssen mit weniger als 21'000 Dollar auskommen.»

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  3. «Wenn andere Angst haben, muss man gierig sein»
    Von Walter Niederberger, San Francisco. Aktualisiert am 08.10.2008

    Warren Buffett, der reichste Mann der Welt, könnte zum grössten Profiteur der Krise werden. Sein Rezept: Buy low, sell high.

    Auf diese Krise hatte der 78-jährige Investor seit langem gewartet. Seit Jahren sass Warren Buffett auf über 40 Milliarden Dollar Bargeld, wusste aber nicht, wo und wie er die Mittel anlegen sollte. Die Preise für Aktien seien generell viel zu hoch, so Buffett in den vergangenen Briefen an die Aktionäre seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway, er warte auf günstigere Gelegenheiten. Die Zeit ist gekommen: In wenigen Monaten steckte er mehr als die Hälfte seiner Mittel, etwa 24 Milliarden Dollar, in Firmen, die aus seiner Sicht gute Aussichten haben. «Wenn andere Angst haben, muss man gierig sein, und umgekehrt.» An faulen Krediten interessiert

    Buffett hat jedoch auch als politisch aktiver Privatmann Konturen gewonnen. Dieser Tage ist er als öffentlicher Kommentator und Ratgeber von Unternehmen unterwegs und versucht, Zuversicht zu verbreiten. Die Motivation ist klar. «In meinem ganzen Leben habe ich noch nie ein solches Ausmass an Verunsicherung gesehen», erklärte er vor kurzem in einem Gespräch mit Charlie Rose, einem befreundeten Fernsehjournalisten, der das Interview explizit zur Beruhigung der Nation verlangt hatte. Buffett verglich die Lage mit der Bombardierung von Pearl Harbor und forderte den Kongress auf, das Sanierungspaket rasch voranzubringen. Je länger man mit dem Gegenangriff zuwarte, desto grösser das Risiko, dass der Krieg verloren gehe, so Buffett.

    Er ging einen Schritt weiter und kündete an, seinen Teil zum Rettungsplan beizutragen. «Ich werde mich an der Auktion beteiligen. Wenn ich auch nur ein Prozent der 700 Milliarden Dollar abnehmen kann, dann greife ich zu.»

    Die Investition in faule Kreditpapiere macht aus seiner Optik Sinn. Er erwartet, dass der Staat mit den 700 Milliarden Dollar Papiere erwirbt, die dereinst für bis zu 2000 Milliarden abgestossen werden können. In seinen Auftritten versucht Buffett auch, die Ursachen und Folgen der Krise zu erklären und zu zeigen, dass die USA trotz einer tiefen Rezession auch diesmal gestärkt aus der Misere auftauchen werden. «Unser System ist das beste, alle Zutaten zu einer glänzenden Zukunft sind vorhanden.»

    Berater von Obama

    Politisch liegt für ihn die Zukunft bei Barack Obama, den er aktiv berät und unterstützt. Seine wesentliche Empfehlung an den demokratischen Kandidaten: die Steuern bei den Reichen anheben und das Geld an den Mittelstand verteilen, damit es umgehend wieder in die Wirtschaft zurückfliesst. «Es ist doch verrückt, dass ich die tiefsten Steuern in meinen Leben zahle», sagt der reichste Mann der Welt, «und 24 Millionen Haushalte müssen mit weniger als 21'000 Dollar auskommen.» Aber eben: «Es brauchte mehr politische Führung, um diese Krise zu beheben. Präsident Roosevelt hat das seinerzeit geschafft. Bis wir das Vertrauen wiedergewonnen haben, wird es lange dauern.»

    Buffett, der öffentliche Ratgeber, ist indessen nicht zu trennen von Buffett, dem privaten Investor. Wenn er den Sanierungsplan unterstützt, so auch deshalb, weil seine jüngsten Einkäufe davon abhängig sind. Die Investitionen in Goldman Sachs und General Electric bauen auf der Annahme auf, dass die faulen Kredite aus den Büchern der beiden Firmen entfernt werden können. Verfehlt der Sanierungsplan seine Wirkung, so würden alle seine Investitionen «gekillt», so Buffet. Für das Warten auf das Ende der Krise lässt er sich grosszügig entschädigen: Beide Firmen zahlen auf seinen Einschüssen von je fünf Milliarden Dollar einen Zins von zehn Prozent; was ihm jeden Tag laufende Einnahmen von 2,6 Millionen sichert.

    Einstieg auch bei der Swiss Re

    Auch bei der Übernahme der Wachovia-Bank durch Wells Fargo hat Buffett die Hände im Spiel. Als grösster Aktionär von Wells Fargo profitiert er direkt davon, wenn Wachovia zu einem relativ günstigen Preis in seinen Mitbesitz übergeht. Früher schon sicherte er sich für knapp fünf Milliarden das Stromunternehmen Constellation und kaufte sich für nur gerade 800 Millionen bei der Swiss Re ein. Dafür erhielt er eine Tranche von 20 Prozent am hoch profitablen Gebäude- und Schadenversicherungsgeschäft.

    Wie gross der Einfluss des «Weisen aus Omaha» geworden ist, zeigt die Liste der Wallstreet-Firmen, die bei ihm in den letzten Wochen vorstellig wurden. Bear Stearns, AIG und Lehman Brothers ersuchten ihn dringend um eine Geldspritze und boten wesentliche Mitspracherechte an. In allen Fällen lehnte er dankend ab. (Tages-Anzeiger)
    8. Oktober 2008

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